Wer ist anfällig für Falschinformationen, wie verbreiten sie sich und wie kann man ihnen entgegenwirken? Diesen Fragen ging der Psychologe Sander van der Linden von den Cambridge University in England auf den Grund. Er sah sich dazu eine Reihe von Studien an, in denen diese Fragen untersucht worden waren.
Anfang 2020 am Beginn der Corona-Pandemie sprach die Weltgesundheitsorganisation WHO von einer „Infodemic“ – einer Pandemie der Falschinformationen. Fake News & Co haben teils gravierende Auswirkungen. Experimente zeigten, dass Falschinformationen über Impfungen eine um sechs Prozent geringere Impfquote zur Folge haben. Verschwörungsmythen können zu Ausschreitungen führen: In Liberia stürmten Verschwörungsgläubige 2014 eine Ebola-Klinik, weil sie meinten, die Regierung würde die Ebola-Epidemie steuern, um das Volk zu vernichten.
Anfälligkeit. Im Prinzip ist niemand gefeit vor Fake News und Verschwörungsglauben. Der Mensch glaubt grundsätzlich, was er von anderen erfährt. Die Techniken der Fake-News-Verbreiter sind darauf ausgerichtet, ihre Falschinformationen einfach zu gestalten, so dass sie vom menschlichen Gehirn leicht zu verarbeiten sind.
Grundsätzlich sind ältere Menschen eher gefährdet, an Mythen und Falsch-News zu glauben, vor allem wenn die Denkfähigkeit bereits nachlässt und sie in modernen Medien nicht heimisch sind. Auch wer rechten Ideologien anhängt, ist laut Sander van der Linden anfälliger.
Verbreitung. Fake News & Co sind anscheinend attraktiver. Auf Twitter etwa haben sie eine um 70 Prozent höhere Chance, geliked und retweetet zu werden. True News brauchen sechsmal mehr Zeit, um 1.500 Personen auf Twitter zu erreichen als Fake News. Sander van der Linden führt Studien an, wonach wenige User in sozialen Medien für die Verbreitung der Fake News an sehr viele verantwortlich sind. Fake News haben oft eine Überraschungskomponente, was sie attraktiver machen könnte.
Immunisierung. Die Verbreitung von Fake News zu stoppen, ist schwer möglich; jemanden, der daran glaubt, vom Gegenteil zu überzeugen ebenso. Van der Linden führt die „Sandwich-Methode“ als Goldstandard an: Zuerst sei die Wahrheit anzuführen, dann kurz eine Warnung vor der Falschmeldung, danach sei die Manipulationstechnik der Fake-News-Verbreiter anzuführen und am Ende wieder die Wahrheit.
Vorbeugend sei vorzugehen wie bei einer Virenimpfung im menschlichen Körper: Den Menschen seien Beispiele von Fake News im Ansatz darzulegen, so dass sie sie erkennen und bekämpfen, wenn sie damit konfrontiert werden. So wie der Organismus zwei Impfungen gegen das Coronavirus benötigt, seien die Menschen auch gegen Fake News mehrmals zu „boostern“.
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