Erpressung mit Nacktfotos
- Gerhard Brenner
- 22. Apr.
- 2 Min. Lesezeit

Immer wieder werden Kinder und Jugendliche Opfer von „Sextortion“, der Erpressung mit Nacktfotos oder -videos über soziale Medien. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Rat auf Draht führten im Vorjahr 327 Beratungsgespräche mit Kindern und Jugendlichen zu diesem Thema. Das waren um 20 Prozent mehr als 2023. Von 2022 auf 2023 betrug der Anstieg 29 Prozent.
Unter den Sextortion-Opfern, die sich bei Rat auf Draht gemeldet hatten, waren 28 Prozent Mädchen und junge Frauen. „Alarmierend ist, dass wir es mit immer jüngeren Opfern zu tun haben“, sagt Birgit Satke, Leiterin des Beratungsteams von Rat auf Draht. Bei den 11- bis 14-Jährigen wurden um 178 Prozent mehr Beratungen verzeichnet als 2023.
Die Vorgangsweise der Erpresser ist immer die gleiche: Die Opfer werden über soziale Netzwerke und mittlerweile auch über Dating-Plattformen oder in Online-Games von attraktiven Personen angesprochen. Sie schmeicheln ihnen und täuschen sexuelle Absichten vor. In der Folge werden die Opfer aufgefordert, Videos oder Nacktfotos von sich zu senden. Gehen die Jugendlichen darauf ein, ändert sich die „erotische“ Stimmung abrupt und sie werden aufgefordert, einen Geldbetrag zu zahlen. „Ansonsten drohen die Täter damit, das Material in sozialen Netzwerken zu posten oder direkt an Freundinnen, Freunde oder Freundesgruppen der Betroffenen zu senden“, erläutert Satke. Oft schicken die Erpresser vorab ein Bild oder Video an jemanden – als Zeichen, dass sie es ernst meinen.
Einsatz künstlicher Intelligenz. „Künstliche Intelligenz wird auf zwei Arten eingesetzt“, erklärt Birgit Satke. „Zum einen verwenden die Täter KI-generierte Bilder oder Videos, um Jugendliche in die Falle zu locken: Die Person, von der die Opfer angeschrieben werden und die zu sehen ist, existiert nicht. Zum anderen verwenden die Täter KI-generierte Bilder, die das Opfer vermeintlich zeigen sollen, um es zu erpressen.“ Obwohl die Aufnahmen nicht sie selbst zeigen, seien der Leidensdruck, die Scham und die Schuldgefühle der Betroffenen genauso hoch wie bei echten Aufnahmen.
Abhilfe können Online-Tools schaffen, die eine Veröffentlichung der Nacktaufnahmen verhindern können: „Take it down“ für unter 18-Jährige und „Stop Non-Consensual Intimate Image Sharing (STOPNCII)“ für Erwachsene verhindern den Upload von intimen Bildern oder Videos auf Instagram & Co. Zur Nutzung dieser Tools müssen die Bilder und Videos auf einem Endgerät gespeichert sein. „Auf dem Gerät wird ein digitaler Fingerabdruck von dem Foto oder Video erstellt“, erklärt Satke, „und an den Dienst übermittelt. Dieser ermöglicht es den Onlineplattformen, die Bilder oder Videos zu identifizieren und eine Veröffentlichung zu verhindern.“ Die Bilder verbleiben auf dem Gerät des Users und werden nicht hochgeladen.
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