Drogentransport im Huckepack-Verfahren
- Gerhard Brenner
- vor 7 Stunden
- 11 Min. Lesezeit
Die Einfuhr von insgesamt 250 Kilo Kokain wird einem Drogenring angelastet. Zwischen 2020 und 2024 schmuggelten die Täter das Suchtgift von Belgien und Holland nach Österreich und in die Slowakei, bestimmt für den Großraum Bratislava-Wien. Burgenländische Kriminalisten klärten Dutzende Schmuggelfahrten auf. Die Täter wurden zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.

Die Straßen in Österreich waren am 23. November 2020 ziemlich leer. Es herrschte Lockdown wegen der Corona-Pandemie. In der Gegend um Berg/Bratislava, dem österreichisch-slowakischen Grenzübergang, herrschte bei einigen Männern Nervosität. Sie erwarteten eine große Marihuana-Lieferung aus Albanien. Doch der Kurier kam nicht in seinem Kleintransporter, sondern als Beifahrer in einem Kleinbus.
Das Fahrzeug wurde von Grenzbeamten an dem zweispurigen Übergang angehalten und kontrolliert. Im Kofferraum lag ein Keilriemen. „Er ist mir bei Budapest gerissen“, berichtete der Beifahrer des Kombis. „Dieser Herr war so freundlich und hat mich nach Österreich mitgenommen.“ Er erzählte den Polizisten nichts Neues. Kriminalbeamte hatten mitbekommen, dass eine Drogenlieferung geplant war, hatten das Handy des Kuriers angepeilt, von der Panne aufgrund dessen Telefonaten gewusst und auch verfolgen können, dass er in Richtung Österreich unterwegs war. Offiziell handelte es sich um einen Möbeltransport. Seinen kaputten Kleintransporter hatte der Suchtgiftkurier in Budapest zurückgelassen. Ungarische Kollegen der österreichischen Kriminalbeamten hatten sich um 8 Uhr früh in der Nähe zur Observation aufgestellt. Sie hatten einen Suchtgifthund um das Pannenfahrzeug herumgeschickt. Doch er schlug nicht an. Trotzdem blieben die ungarischen Kriminalisten die nächsten 15 Stunden vor Ort.
Am Abend des 23. November 2020 machten sich zwei Autos, besetzt mit insgesamt drei Personen, in Wien auf den Weg nach Budapest. In wenigen Stunden waren sie dort. Sie waren teilweise mit 200 km/h über die Autobahn gerast. Bei dem kaputten Kleinlaster, einem Mercedes Sprinter, blieben sie stehen und montierten einen neuen Keilriemen. Danach ging es los in Richtung Österreich.
Noch vor 24 Uhr startete der Konvoi – die beiden Fahrzeuge, mit denen die Abholer nach Budapest gefahren waren und der angebliche Möbeltransport mit neuem Keilriemen.
Auf österreichischer Seite saßen in einem Dienstwagen der burgenländischen Polizei die beiden Kriminalisten Robert Terpotitz und Hermann Schmelzer vom Landeskriminalamt Burgenland, Ermittlungsbereich 09 (Suchtmittelkriminalität). Sie hatten so Aufstellung genommen, dass sie den Drogentransport kurz nach Überqueren des Grenzübergangs aufnahmen.
„Ein Begleitfahrzeug der Drogenkuriere ist vom Grenzübergang zweieinhalb Kilometer vorausgefahren“, berichtet Robert Terpotitz. „Er ist in einem Kreisverkehr stehen geblieben und hat Ausschau gehalten. Es war ja ganz leicht zu schauen, ob die Luft rein ist. Durch den Lockdown ist kaum jemand unterwegs gewesen – schon gar nicht an einem Montag, um halb zwei in der Früh.“ Das Vorausfahrzeug gab grünes Licht, der Kleinlaster und sein Begleitwagen setzten sich in Bewegung. „Wir sind ihnen teils ohne Licht nachgefahren“, schildert Hermann Schmelzer.
113 Kilo Marihuana transportiert. Bei Fischamend wurde der Mercedes Sprinter angehalten. Das Vorausfahrzeug war bereits nach Wien weitergefahren, der Begleitwagen verschwand. Tatsächlich befanden sich im Laderaum des Kleinlasters Möbel – unter anderem ein Lederbett. Darin waren 113 Kilo Marihuana „verbaut“. Der Fahrer wurde festgenommen. Seine Auftraggeber wurden tags darauf nervös – nicht, weil sie annahmen, die Polizei sei ihnen auf der Spur, sondern weil sie meinten, der Kurierfahrer habe sich mit der Ware abgesetzt.
„Es ist schon bemerkenswert, dass die ungarischen Kollegen 15 Stunden lang bei dem Kleinlaster geblieben sind“, sagt Terpotiz. „Zurückzuführen ist das auf die guten Kontakte, die wir in den Monaten und Jahren vorher aufgebaut haben.“ Die ungarischen Polizisten waren allein auf einen Anruf aus Eisenstadt hin zu dem Wagen mit gerissenem Keilriemen gefahren.
Hinweis aus der Slowakei. Begonnen hatte die Aufarbeitung der Drogenbande in der „Operation Vogue“ im Sommer 2020 mit einem Hinweis von Kollegen aus der Slowakei. Bereits zuvor hatte es immer wieder Sicherstellungen gegeben, unter anderem einmal von 126 Kilo Marihuana 2018 in Wien und im Jahr darauf ebenfalls in Wien mit 143 Kilogramm Marihuana. 2020 hatte die slowakische Polizei festgestellt, dass ein Ring von Drogenhändlern vom Balkan aus, großteils aus Albanien, den Großraum Bratislava bis Wien hauptsächlich mit Marihuana versorgte. Immer wieder fielen Pendlerfahrten zwischen der slowakischen und österreichischen Hauptstadt auf.
Bald fiel der Fokus der slowakischen und der österreichischen Kriminalpolizei auf den 41-jährigen Drahtzieher des Drogenrings, Ekrem R., kosovarischer Staatsbürger. Er wohnte in Bratislava, pendelte allerdings täglich nach Wien. Er lebte mit einer Slowakin zusammen. Diese war in seine „Geschäfte“ vollständig involviert und kristallisierte sich als seine „rechte Hand“ und Hauptperson heraus. Die junge Frau war ein Organisationstalent und hatte auch das Pouvoir von Ekrem R., Kurierfahrer zu instruieren und ihnen zu sagen, was sie zu tun hätten – was für sie als Frau normalerweise nicht üblich gewesen wäre.
Des Weiteren wurde ein 60 Jahre alter Albaner mit slowakischer Staatsbürgerschaft als einer der Hauptdrahtzieher am Balkan identifiziert. Der Mann galt als „Oberhaupt“ einer albanischen Familie, deren Mitglieder in verschiedene kriminelle Geschäfte verwickelt gewesen sein sollen. Ekrem R. hatte fast täglich Kontakt mit dem „Transportunternehmer“ – selbst dann noch, als er bereits in Haft war.
Zum Zeitpunkt der 113-Kilo-Sicherstellung hatten die Kriminalisten aus dem Burgenland bereits mehrere Telefonüberwachungen laufen. Insgesamt wurden es 28 bis 2022. Nach und nach fanden die Beamten heraus, wie der Weg von Marihuana vom Balkan in den Großraum zwischen Wien und Bratislava führte und der Weg von Kokain aus Holland und Belgien nach Wien bzw. NÖ und in das Burgenland sowie in den Raum Bratislava in der Slowakei. Bis zum Sommer 2022 wurden in Österreich insgesamt 16 Verdächtige wegen Marihuana-Schmuggels verhaftet und 15 Personen in Ungarn, Deutschland und dem Kosovo.
Von Vogue zu Donkey. Die Ermittlungen in der „Operation Vogue“ führten zur „Operation Donkey“, in der es um den Schmuggel von Kokain aus Belgien bzw. Holland ging. Die Bande hatte mehrere „Logistik-Zentren“ aufgebaut, unter anderem im Kosovo, aber auch in Kittsee an der Grenze zur Slowakei. Dort hatte sich beispielsweise der Slowake Martin C. niedergelassen. Er war Mitglied einer albanischen Tätergruppe und hatte in einem Privatanwesen eine Art Kfz-Handel eröffnet. Er war zumindest auf dem Papier Geschäftsführer eines Fastfood-Restaurants in Kittsee. Er war vor allem im Kokain-Schmuggel aktiv.
Am Balkan wurden die Drogen in Zwischenstationen verladen, in größeren Verkaufsmengen abgepackt und in Transportfahrzeugen versteckt. In Berg bzw. Kittsee bzw. in Bratislava wurden sie ausgebaut und „entladen“. Ähnlich lief es bei Kokain-Lieferungen aus Holland und Belgien. An Zwischenhändler geliefert wurden die Drogen von unauffälligen, älteren Männern, unter anderem in Plastiksäckchen in Einkaufszentren.
Die Kriminalisten beobachteten mit Drohnen mehrere Übergaben von Kokain im Kilobereich. Aufgrund des Lockdowns wurde die österreichisch-slowakische Grenze Anfang der 2020er-Jahre unter anderem mit Drohnen überwacht. „Wir haben die Kollegen angesprochen, ob sie mit den Drohnen für uns Observationen übernehmen könnten“, schildert Terpotitz. Kurzerhand wurden aus den Grenzüberwachungsdrohnen Spitzenobservanten. Auf diese Weise konnten die burgenländischen Kriminalisten unbemerkt live mitverfolgen, wie Kokainlieferungen aus den Kurierfahrzeugen ausgebaut wurden.
Auch in einer Werkstatt in Bratislava war eines der „Logistik-Zentren“. Betrieben wurde es von Ragmi K., 57. Er stammte aus Serbien und hatte neben der serbischen Staatsbürgerschaft die slowakische angenommen. K. gehörte einer albanischen Ethnie an. Auch Ragmi K. arbeitete für die albanische Tätergruppe im Drogenschmuggel. Er stand mit dem Kopf der Bande, Ekrem R., in täglichem Austausch. Später bezog Ks. Sohn, Mirand K., mit seiner Ehefrau Mirjeta ein kleines Haus in Berg. Auch dort entstand eine Art „Logistik-Zentrum“ für den Ausbau ankommenden Kokains aus Holland und Belgien.
Huckepack-Verfahren. Kokain-Abholfahrten in erster Linie nach Belgien begannen damit, dass der Kurierfahrer einen Geländewagen huckepack auf einen Anhänger stellte. Die „abgeschleppten“ Fahrzeuge waren durchwegs auf Mitglieder der Schmuggelbande angemeldet, bzw. auf deren Scheinfirmen. Die Kennzeichen wurden aber abmontiert, bevor der rollende Drogencontainer auf den Anhänger gefahren wurde. Der Drogenkurier fuhr danach mit seinem Fahrzeug und dem Wagen am Anhänger zum Abholort nach Belgien oder Holland. Dort wurde das Kokain in Wohnungen in passende Formen gepresst, so dass sie in das huckepack mitgeführte Fahrzeug eingebaut werden konnten und meistens auch in das Zugfahrzeug, das in der Regel ein PS-starker Wagen war, oft ein Geländewagen. Das Kokain wurde beispielsweise in Autobatterien geschmuggelt. „Den Batteriestrom für das Auto hat eine abseits eingebaute Mopedbatterie geliefert“, schildert Robert Terpotitz. Die „normale“ Batterie war mit Kokain vollgestopft, manchmal auch mit Bargeld.
Die Täter hatten 30 Fahrzeuge im Einsatz, die im Huckepack-Verkehr zwischen Österreich und Belgien bzw. Holland hin und her fuhren. Pro Lieferung hatten sie durchschnittlich sechs Kilo Kokain an Bord. Sie waren täglich mit zwei bis drei Fahrzeugen unterwegs und kurbelten pro Woche bis zu 5.000 Kilometer herunter. Die Kriminalpolizei erhielt aus der Pendlerroute Belgien nach Österreich bzw. in die Slowakei täglich 50 bis 60 Sichtungsmeldungen auf eines der 30 Fahrzeuge aus einer speziellen Videoüberwachung. Allein deren Sichtung nahm täglich bis zu zwei Stunden in Anspruch – über mehrere Monate hinweg.
Abgerechnet hatten die Drogenkuriere mit den Auftraggebern der Schmuggelfahrten je nach Gewicht der transportierten Drogen, und zwar bis zu 2.500 Euro pro Kilo geschmuggelten Kokains. Ein Kilo Kokain kostete damals etwa 30.000 Euro im Großhandel. Im Straßenverkauf kostete ein Kilo Kokain damals 100 Euro. Oft waren mehrere Kokainkuriere zwischen Belgien und Österreich bzw. der Slowakei unterwegs.
Vorsichtig und konspirativ. Bei den Schmuggelfahrten gingen die Täter höchst vorsichtig und konspirativ vor. Der Haupttäter Ekrem R. telefonierte hauptsächlich mit einem Kryptotelefon.
„Sie sind nie dieselben Routen gefahren und haben meistens Landstraßen benützt, statt auf den Autobahnen zu fahren“, erläutert Hermann Schmelzer. „Sie haben die Schmuggelfahrzeuge genau untersucht, bevor sie losgefahren sind.“ In einem Fall war dem Schmuggelfahrer Vladimir F. in Belgien aufgefallen, dass er verfolgt wurde, vermutlich von der Polizei. Das Fahrzeug wurde sofort aus dem Verkehr gezogen, umlackiert und umgemeldet und danach wieder in den Schmuggelverkehr gesetzt – mit neuer Farbe und neuem Kennzeichen.
In einem anderen Fall entdeckte Martin C. auf diese Weise einen Peilsender auf einem VW-Transporter, der für eine Kurierfahrt vorgesehen war. Das Fahrzeug wurde umgespritzt, umgemeldet und nicht mehr bei Schmuggelfahrten eingesetzt.
„Mit Peilsendern haben wir daher nicht mehr arbeiten können“, erklärt Terpotitz. „Wir haben uns etwas anderes einfallen lassen müssen.“ Die Kennzeichen der Geländewagen, die als Zugfahrzeuge verwendet wurden, wurden in ein spezielles Überwachungssystem der Polizei eingegeben, mit dessen Hilfe die Kriminalisten die Schmuggelfahrten im Blick behalten konnten.
In einem Fall war auf diese Weise festzustellen, wie Mirjeta K., die Schwiegertochter von Ragmi K., am 10. Juli 2023, kurz nach 20 Uhr mit ihrem VW Polo von Bratislava kommend nach Berg fuhr. Sie stellte den Wagen am Grenzübergang ab. Fünf Stunden später kam der Kurierfahrer Vladimir F., lud den Polo auf einen Anhänger auf und fuhr mit seinem Toyota-Geländewagen, den Polo huckepack am Anhänger, über Tschechien und Deutschland nach Belgien. Zwei Tage später kehrte er aus Belgien zurück, diesmal über Holland, Deutschland, Tschechien und die Slowakei. In Hohenau an der March, am Dreiländereck Österreich, Tschechien, Slowakei, passierte er die Grenze nach Österreich und fuhr zum Haus von Mirand K., dem Sohn von Ragmi K. Während Martin C. die Gegend nach unliebsamen Beobachtern abtastete, wurde das Kokain im Hof des Anwesens ausgebaut und tags darauf in Kittsee in einem Einkaufzentrum in den Verkauf gebracht. Währenddessen liefen die nächsten Schmuggelfahrten mit anderen Zugfahrzeugen und Pkws auf dem Anhänger nach Holland und Belgien.
In der Zwischenzeit kam es durch die Zusammenarbeit der burgenländischen Kriminalisten mit Polizisten in Deutschland und dem Kosovo zur Sicherstellung von 133 Kilo Marihuana im Kosovo und 14 Kilo in Deutschland. Ein Serbe wurde nach seiner Festnahme im Frühjahr 2021 als Kronzeuge gewonnen. Treibende Kraft dabei war der Eisenstädter Staatsanwalt Mag. Roland Koch. Der Kronzeuge lieferte Informationen über den serbischen Zweig des Drogenschmugglerrings. Er erhielt dafür acht Monate Strafmilderung.
Kronzeugin. Zu einem Wendepunkt in den Ermittlungen kam es im Sommer 2022 durch eine weitere wichtige Zeugin. Sie fasste Vertrauen zu den Kriminalisten Robert Terpotitz und Hermann Schmelzer. Ihre Haftstrafe sollte dadurch um ein halbes Jahr reduziert werden. Durch die Kontakte eines VP-Führers (Vertrauenspersonsführer) des Bundeskriminalamts wurde sie ortsverändert und mit neuer Wohnung sowie neuem Job ausgestattet.
Von Sommer bis in den Winter 2022 hinein trafen sich Terpotitz, Schmelzer und die Zeugin 22-mal zu mehrstündigen Vernehmungen. „Ihr Gedächtnis ist phänomenal“, sagt Terpotitz. Sie identifizierte etliche Mittäter und konnte Details nennen. Auf diese Weise konnten die Kriminalisten die Liefer- und Abnehmerstruktur genau nachvollziehen. Insgesamt wurde der Tätergruppe vor allem durch die Aussagen der Kronzeugin der Schmuggel von 250 Kilo Kokain nachgewiesen.
Die Kronzeugin wurde des Öfteren bedroht und es wurde versucht, sie einzuschüchtern und sie so von einer Aussage abzuhalten. Bei einem Verhafteten fanden die Kriminalisten einen Zettel mit Namen und Adresse einer Verwandten der Zeugin.
Nach einer Schmuggelfahrt von sechs Kilo Kokain von Belgien nach Österreich im Herbst 2023 wurde der 60-jährige Drahtzieher festgenommen. Gleichzeitig wurden mehrere Angehörige seiner Familie sowie des slowakischen Kuriers und des Bunkerhalters in Österreich verhaftet. Vier der sechs Kilo Kokain wurden sichergestellt, zwei Kilo waren bereits in Salzburg im Umlauf.
Handschellen in Antwerpen. Am 24. Mai 2023 klickten auch für Ekrem R. in Antwerpen (Belgien) die Handschellen. An der Suche nach ihm hatten sich mittlerweile Zielfahnder des Bundeskriminalamts beteiligt. Den entscheidenden Hinweis hatte eine geführte Vertrauensperson der österreichischen Polizei gegeben. Im Kosovo war es Ekrem R. zwischenzeitlich ungemütlich geworden für den Drogengroßhandel. Er war mit der Polizei bei einer Kontrolle in einen Schusswechsel geraten und vor ihr geflüchtet. „Im Kosovo erzählt man sich, die kosovarischen Polizisten hätten absichtlich ungenau gezielt“, erzählt Robert Terpotitz. „Kein Polizist soll es angeblich riskieren, mit der Familie von R. in Konflikt zu geraten – und die Rache der Familie wäre einem Polizisten sicher gewesen, wenn er R. erschossen hätte.“ Dennoch zogen kosovarische Polizisten, die mit den Polizisten in Österreich in Kontakt standen, im Kosovo im Jahr 2022 einmal 83 und einmal 14 Kilo Marihuana aus dem Verkehr.
Ekrem R. hatte sich in Antwerpen in einer Wohnung niedergelassen. Von dort aus konnte er den Kokainhandel quer durch Europa gut koordinieren. Bei seiner Verhaftung fanden die Polizisten auf seinem Handy zahllose Fotos von verpackten Drogen. Die Festnahme wurde von österreichischen Zielfahndern initiiert, angeregt von den Polizisten aus dem Burgenland. „Auch hier war der persönliche Kontakt mit den Kollegen in Antwerpen enorm wichtig“, betont Terpotitz. Er, Hermann Schmelzer, Robert Bauer und Christian Hanbauer standen in Dauerverbindung mit den Kollegen im Ausland. Oft waren sie zwei- bis dreimal pro Woche in Bratislava. Insgesamt hatten sie 15 Dienstreisen zu Arbeitsbesprechungen, Festnahmen oder Hausdurchsuchungen nach Belgien, in den Kosovo, nach Deutschland, in die Schweiz und nach Tschechien.
Die österreichischen Kriminalbeamten hatten neben den beiden Kronzeugen insgesamt vier vom Bundeskriminalamt geführte Vertrauenspersonen involviert. Von einem von ihnen war der Hinweis gekommen, wonach sich Ekrem R. mit einer falschen italienischen Identität in Antwerpen niedergelassen habe. Die burgenländischen Kriminalisten setzten sich mit ihren Kollegen in Antwerpen in Verbindung und tauschten mit ihnen ihre Informationen aus. Sie brachten damit einen Ermittlungsvorgang ins Laufen.
Nach der Verhaftung von Ekrem R. in Antwerpen intensivierten die Kriminalisten in Österreich ihre Observierung von Ragmi K. und dem Kurierfahrer Vladimir F. Der Verdacht verdichtete sich, wonach das Kurierfahrernetz der Gruppierung nicht nur in Österreich und der Slowakei saß, sondern auch in Deutschland, Frankreich und Tschechien. Das Kokain wurde in Rotterdam übernommen, in Antwerpen gestreckt und danach im Pendlerverkehr an Zwischenhändler geliefert. Am 7. September 2023 wurde Ragmi Ks. Werkstatt ausgehoben. Der belgischen Polizei war es eine Stunde vor der Abfahrt des Toyotas von Vladimir F. gelungen, einen Peilsender zu setzen. Die GPS-Verfolgung wurde auch für die österreichischen Kollegen freigeschaltet und bei der Lieferung von vier Kilo Kokain aus dem Verkehr gezogen. Am Tag danach schlugen auch die Polizisten in Antwerpen noch einmal zu. Sie beschlagnahmten einen Skoda, der gerade auf einem Anhänger aus Österreich nach Belgien geschleppt worden war. In der Autobatterie entdeckten sie 56.000 Euro – offensichtlich die Kaufsumme für eine Batterieladung Kokain.
Hohe Haftstrafen. Ekrem R. wurde zu 16 Jahren Gefängnis verurteilt. Das Urteil ist seit April 2025 rechtskräftig. Der Inhaber der Werkstatt in Bratislava, Ragmi K., und der Inhaber des „Logistik-Zentrums“ in Kittsee, Martin C., erhielten jeweils elf Jahre Gefängnis. Vladimir F., einer der aktivsten Kurierfahrer, bekam siebeneinhalb Jahre Haftstrafe.
16 weitere Mitglieder und Zuspieler der Bande wurden in Österreich zu Haftstrafen zwischen dreieinhalb und sieben Jahren verurteilt. In Deutschland wurden drei Drogenschmuggler zu Gefängnis zwischen sechs und neun Jahren verurteilt, in Ungarn fünf Personen zu Haft zwischen vier und acht Jahren und im Kosovo waren es sieben Angeklagte, die Haft zwischen drei und sechs Jahren ausfassten.
Insgesamt hatten die Kriminalisten in der Operation Vogue in Österreich 16 Personen festgenommen, in Deutschland, Ungarn und im Kosovo 15 weitere. Insgesamt hatten sie fast eine halbe Tonne Marihuana sichergestellt und den Schmuggel von dreieinhalb Tonnen Marihuana nach Österreich nachgewiesen, darüber hinaus 21 Kilo Heroin und 22 Kilo Kokain. In Österreich hatten sie über 60.000 Euro Bargeld sichergestellt sowie vier Fahrzeuge, im Ausland 180.000 Euro und weitere vier Fahrzeuge. Besonders involviert waren die Staatsanwälte Mag. Roland Koch und Mag. Dagmar Pulker.
In der Operation Donkey hatten sie in Österreich zwölf und in der Slowakei und Belgien fünf Personen festgenommen. Sie hatten vier Kilo Kokain sichergestellt und den Schmuggel von einer Viertel Tonne nachgewiesen, plus 110 Kilo weiteren Marihuanas. An Bargeld hatten sie 50.000 Euro sichergestellt plus acht Fahrzeuge.




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