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Gerhard Brenner

Gegen die TikTok-Dschihadisten


Wir stehen am Anfang einer neuen Terrorwelle, sagt der Terrorismusforscher Prof. Dr. Peter R. Neumann. Sie unterscheidet sich von früheren Wellen in zwei Punkten: Die Terroristen sind extrem jung – zwischen 13 und 18 Jahren; und ihre Radikalisierung erfolgt fast aus­schließlich über das Internet, speziell via Telegram und TikTok.

Neumann zeigt in seinem neuen Buch die Muster der vergangenen Terrorwellen in Europa auf. Er erläutert die Ursprünge und Entwicklungsphasen des Dschihadismus. In den vergangenen Jahrzehnten habe es zwei Wellen dschihadistischer Terrorangriffe gegeben. In beiden Fällen gab es einen „Kristallisationspunkt“, ein einschneidendes Ereignis: Im ersten Fall war das der 11. September 2001 („9/11“). Im zweiten, in der „Syrien-Welle“, war es der Beginn des Syrien-Kriegs Anfang der 2010er-Jahre. Es folgte jeweils eine Radikalisierung der Terroristen, danach ein Generationenwechsel, Gegenreaktionen der westlichen Welt; und am Ende sei Erschöpfung eingetreten. Die Welle nach dem „9/11“ endete 2011 mit dem Tod von Osama bin Laden, die Syrien-Welle endete mit dem Niederkämpfen und Verdrängen des „Islamischen Staates“ 2019.

Jetzt stehen wir unmittelbar nach einem neuen Kris­tallisationspunkt: den Anschlägen der Hamas in Israel vom 7. Oktober 2023 und dem darauf folgenden Konflikt im Nahen Osten. Das habe wieder zu einem Radikalisierungsschub geführt. In den vergangenen acht Monaten sei es zu 27 dschihadistisch motivierten Anschlägen in Europa gekommen. Neumann ortet drei Arten von Tätern: professionelle Terroristen des „Islamischen Staates, Provinz Khorasan“ (ISPK), staatlich gesponserte Terroristen und die neue Generation der besonders jungen „TikTok-Dschihadisten“.

Abgeschwächt werden könnte die drohende Terrorwelle laut Neumann: durch eine Priorisierung der Be­kämpfung; durch Prävention für radikalisierungsgefährdete Kinder und durch eine Asylpolitik mit einem Ja zu Asyl, aber rascher Entscheidung und konsequenter Aufenthaltsbeendigung im Ablehnungsfall.


Peter R. Neumann: Die Rückkehr des Terrors – wie uns der Dschihadismus herausfordert; Rowohlt Verlag, Berlin, 2024, www.rowohlt.com

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