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Gerhard Brenner

Die Waage des Verlangens



Zucker, Salz und Fett sind Zutaten, die die Lebens- und Genussmittel im 20. Jahrhundert zu mächtigen Verführern gemacht haben. Der durchschnittliche Amerikaner isst pro Jahr 51 Kilo Erd­äpfel, 36 Kilo davon nimmt er in Form von Chips & Co zu sich, angereichert mit Unmengen von Salz und Fett.

Diese Zutaten sind nicht zufällig in den Ge­nuss­mitteln gelandet. Sie machen süchtig, genauso wie Morphium oder Kokain – aber auch wie Glücksspiel und Pornografie. Die ständige Verfügbarkeit dieser Unterhaltungsformen im Internet hat Verhaltenssüchte „geboostert“.

Den zugrunde liegenden Mechanismus beschreibt die Psychiaterin und Suchtmedizinerin Anna Lembke, Professorin an der Stanford Universität, als Waage: Der Organismus befriedigt ein Bedürfnis etwa durch Cannabiskonsum auf der einen und erlebt Vergnügen auf der anderen Waagschale. Im Gehirn wird der Botenstoff Dopamin ausgeschüttet. Lässt das nach, strebt der Organismus nach einer neuerlichen Dosis, und zwar mit immer stärkerer Wirkung. Computerspiele etwa sind daran ausgerichtet, genau wie es stoffliche Drogen sind. Lembke beschreibt auch Wege aus der Sucht.


Anna Lembke: Die Dopamin-Nation – Balance finden im Zeitalter des Vergnügens Unimedica in Narayana Verlag, Kandern, 2023, www.unimedica.de

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