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  • Werner Sabitzer

Verrohte Raubmörder

Im Jänner 1945 verschwand im Lavanttal ein Eisenbahner und im September später wurde auf einer Alm ein Viehhirte erschossen und beraubt. Vier Jahre später gestand ein festgenommener Einbrecher, gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin die beiden Männer umgebracht zu haben.


Komplex des Landesgerichts und der Justizanstalt Klagenfurt (Foto: Werner Sabitzer)

Gewalt, Brutalität und Armutskriminalität prägten die Nachkriegsjahre. Im September 1945 wurde in Gundisch bei St. Georgen im Lavanttal in Kärnten ein 67-jähriger Viehhirte in dessen Almhütte erschossen aufgefunden. Der Mörder hatte seinem Opfer Geld aus einem Kuhverkauf geraubt. Die Ermittlungen der Gendarmen blieben vorerst erfolglos.

Vier Jahre später, im Juli 1949, verhafteten Gendarmen bei Erhebungen nach mehreren Einbrüchen und Diebstählen im unteren Lavanttal mehrere Verdächtige, darunter den 39-jährigen Besenbinder Paul Wagner. Er stammte aus Wolfsberg, war wegen Eigentumsdelikten vorbestraft und wohnte bei seiner Lebensgefährtin Therese Krobath in Goding im Lavanttal. Wagner galt als gewalttätig und misshandelte immer wieder seine Lebensgefährtin und ihre Kinder, vor allem den ältesten Sohn Willi. Krobath hatte acht Kinder, von denen zwei früh starben. Ihr Mann fiel 1942 an der Front. 1944 lernte sie Paul Wagner näher kennen, der zu ihr in die kleine gepachtete Landwirtschaft zog.

Bei den Einvernahmen gab Paul Wagner neben Einbrüchen und Diebstählen auch zu, den Viehhirten in Gundisch ermordet zu haben. Er behauptete, seine Lebensgefährtin Therese Krobath habe ihn dazu angestiftet. Er habe sieben Schüsse auf den Viehhirten abgegeben, einige davon aus nächster Nähe, weil sich das Opfer noch bewegt habe. Dann habe er mit seiner Lebensgefährtin die Leiche nach Geld und Habseligkeiten durchsucht. Die Ermittler stellten bei Wagner einen Teil der Beute sicher.


Strychnin für einen „Unbequemen“. Paul Wagner gestand den Gendarmen auch einen zweiten Mord. Zu Jahresbeginn 1945 hatten er und seine Lebensgefährtin den Eisenbahner Rudolf Dietinger aus dem Lavanttal mit Strychnin vergiftet und die Leiche im Gemüsegarten verscharrt. Nach Wagners Geständnis wurden die Leichenreste im Garten exhumiert.

Dietinger hatte während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in der Steiermark Deserteuren Unterschlupf geboten und war vor der SS nach Kärnten geflüchtet, wo er sich bei Wagner versteckt gehalten und ihm bei Schwarzschlachtungen geholfen hatte. Schwarzschlachten war im NS-Regime eine schwere Straftat, die mit Gefängnis bedroht war.

Als Dietinger erwähnte, er werde sich den Partisanen anschließen, wurde er als „unbequem“ geworden von Wagner und Krobath ermordet. Dietingers erst im Mai 1945 aus dem Konzentrationslager Ravensbrück entlassene Frau war mehrmals zu Wagner nach Kärnten gefahren, um ihren Mann zu suchen. Wagner behauptete, Dietinger sei „wahrscheinlich von Partisanen ermordet“ worden. Therese Krobath bestritt die Beteiligung an den beiden Morden.


Lebenslanger Kerker. Paul Wagner wurde im Oktober 1950 vom Schwurgericht in Klagenfurt wegen zweifachen Mordes zu lebenslangem schweren Kerker verurteilt. Im gerichtspsychiatrischen Gutachten wurde er für zurechnungsfähig erklärt. Seine Lebensgefährtin Therese Krobath war bereits im Juni 1950 in Klagenfurt wegen Beihilfe zum Mord zu fünf Jahren schweren Kerker verurteilt worden. Das Strafverfahren gegen Wagner war damals ausgeschieden worden, weil er sich zur Beurteilung seines Geisteszustandes in der Klagenfurter „Irrenanstalt“ befunden hatte.

Werner Sabitzer



Quellen/Literatur:

Zwei bestialische Morde nach vier Jahren geklärt. In: Wiener Kurier, 19. Juli 1949, S. 3

Die Gehilfin eines zweifachen Mörders vor Gericht. In: Lavanttaler Bote, 20. Jänner 1950, S. 4

Mit Gift und Revolver Mordbeihilfe geleis­tet. In: Volkswille, 1. Juni 1950, S. 3

Lebenslänglich für zweifachen Raubmörder. In: Die Weltpresse, 19. Oktober 1950, S. 8

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